Archäologische Ausgrabungen im Bereich der Dreieinigkeitskirche
Dreieinigkeitskirche
Im Zentrum des ehemaligen freien Reichsdorfes Sennfeld befindet sich die in den 1950er Jahren errichtete Dreieinigkeitskirche. Auf dem südlich der Kirche gelegenen Areal wollte die evang.-luth. Kirchengemeinde ein neues Gemeindezentrum errichten. Dies machte eine archäologische Rettungsgrabung notwendig. Erwartet wurden vor der Ausgrabung vor allen Dingen zahlreiche Bestattungen und mögliche Reste von Vorgängerbauten, da aus den Schriftquellen eine 1094 erstmals erwähnte Erhardskapelle bekannt ist.
Die Baugrube musste in einem Zug ausgehoben werden, so dass nur noch solche Befunde zu erkennen waren, die bis in den Sandboden eingetieft waren.
Die wenigen in dieser Tiefe noch vorhandenen Gräber waren durch Teile der Totentracht wie Knöpfe, Ringe und Reste von Totenkronen als neuzeitlich zu erkennen.
Von der Vorgängerkirche wurde einzig die Nordostecke des im Urkataster verzeichneten Kirchturmes in der Grabungsfläche erfasst. Wie das zum Teil in Fischgrätmuster ausgeführte Mauerwerk zeigt, ist der Turm deutlich älter als der 1944 zerstörte barocke Bauzustand der Dreieinigkeitskirche. Er gehört noch zum mittelalterlichen Baubestand.
Unter den Gräbern fand sich eine besondere Bestattung, die noch aus dem Mittelalter stammt. Zwar waren nur noch geringe Reste vorhanden. Trotz der Störung durch eine jüngere Bestattung konnten jedoch aus diesem Grab noch 14 Silbermünzen geborgen werden, die im Bereich der linken Hüfte lagen. Sie hingen in der Art einer modernen Münzrolle zusammen und waren sicher ehemals in einem Behältnis aus mittlerweile vergangenem organischem Material im Grab deponiert worden. An der gesamten südlichen Grabungskante entlang zog sich ein Graben. Aus der Verfüllung stammt Keramik des 12./13. Jahrhunderts. Nach seiner zumindest im dokumentierten Bereich geringen Eingrabungstiefe zu urteilen dürfte dieser Graben eher symbolische Bedeutung gehabt haben, beispielsweise als Markierung einer Grundstücksgrenze.
Im Zentrum der Grabungsfläche wurden zwei Baubefunde aufgedeckt, die zeigen, dass dieser Bereich bis ins Spätmittelalter profan genutzt wurde. Als jüngerer Befund ist ein leicht trapezförmiger Keller zu nennen. Die Mauern sind aus meist plattigen Kalkbruchsteinen teils in Lehm gesetzt, teils gemörtelt. Ein Zugang befand sich an der südwestlichen Ecke, ein weiterer genau gegenüberliegend. Entlang der Südwand waren noch Reste des Fußbodenbelags aus faustgroßen Kalksteinen erhalten.
Diverse Pfostenverfärbungen im Umfeld des Grubenhauses standen sicher mit diesem in einem konstruktiven Zusammenhang. Aus den Verfüllschichten stammt reichhaltiges keramisches Material des 8./9. Jahrhunderts. Ferner wurde auch ein eisernes Messer sowie als herausragendes Fundstück ein halb erhaltener silberner Schläfenring aus dem Grubenhaus geborgen.Bis auf den oben genannten Teil des Kirchturmes fanden sich im Bereich der Baugrube für das neue Gemeindehaus keine weiteren baulichen Reste, die zu Vorgängern der heutigen Kirche gehören würden. Eine archäologische Untersuchung des künftigen Innenhofes, wo diese Kirche zu vermuten war, fand dann im Frühjahr 2003 auf Veranlassung der Gemeinde Sennfeld statt. Dabei konnten die im Boden erhaltenen Reste aufgedeckt werden.
Es zeigte sich, dass keineswegs nur der alte Kirchturm noch von der mittelalterlichen Kirche stammt. Vielmehr war auch das Langhaus noch mit seinen mittelalterlichen Fundamenten vorhanden, im Barock hatte man nur diese Mauern verstärkt, wohl um ein Gewölbe einbauen zu können. Die schriftliche Nachricht, wonach die mittelaterliche Kirche abgerissen worden wäre, um den barocken Bau zu errichten, muss daher korrigiert werden. Da die alten Mauern aber ganz mit einer neuen Schicht “ummantelt” wurden, mag für den damaligen Betrachter der Eindruck eines völligen Neubaus entstanden sein. In einem kleinen Ausschnitt wurde südlich des Kirchturms ein Teil des dicht belegten Friedhofes ausgegraben. In mehreren Lagen waren hier im Laufe von einigen hundert Jahren die Toten bestattet worden. Einige erhielten Ketten aus Glas oder Bernstein mit ins Grab, die als Teil der Tracht gelten können. Ein besonders gut erhaltenes Grab fand sich innerhalb des Kirchturmes.