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Sennfelder Kirm
Erstelldatum05.09.2024
Planbaum aufrucken und "Gänsdreckli aushätschn"
Den Planbaum gemeinsam aufrucken und "Gänsdreckli aushätschn": Um gelebtes Brauchtum ging es am verlängerten Festwochenende der Sennfelder Kirm. In jedem Fall war es heiß. Die ältere Generation erinnerte sich noch an eine alte Bauernregel zur Kirchweih: "Wenn es bei den Niederwerrnern geregnet hat, dann war in Sennfeld schönes Wetter", schmunzelte eine weißhaarige Gärtnerin am Wegesrand. 2024 war sowohl bei der Kirchweih in Niederwerrn als auch in Sennfeld Mittelmeerwetter angesagt. Klimawandel trifft Kirm? Ein Sennfelder Besucher hat gehört, dass es so langsam schwierig werden soll, grüne Nadelbaumzweige als Festschmuck zu bekommen.
Am Samstag eilten noch schnell die letzten Salatfuhren vom Schweinfurter Markt heim, dann lief alles nach und zum Plan, beim Umzug Richtung Dorfgerichtsplatz und Kirche. Entsprechend der Hitze musste viel gekühlt werden, sei es mit Gerstensaft für die Planburschen oder bei einer Rast an den Dorfwirtshäusern. Mal lockte „die Sirena", mal "das Eck". Bei der Gelegenheit gab es ein Ständchen der "Jungen Sennfelder" und ein Hoch auf Gastronom Heinz Mahr zum 84.Geburtstag. Beim Rundtanz mit DJS-Musik dabei war auch Bürgermeister Oliver Schulze.
Ins Schwitzen gekommen
Die Sennfelder zeigen bekanntlich besonders viel Geduld und Einsatz beim Planbaumaufstellen. So auch beim 375. Friedensfest, bei dem Kirchweih und die Wiedererlangung der Reichsfreiheit 1649 nach dem Dreißigjährigen Krieg gefeiert werden im evangelisch geprägten Dorf. Walter Magerhans stand als Veteran am Wegesrand, er hat viele Jahre lang den Planbaum gefahren. 2024 zogen Freddy und Lukas die Stämme, ein "Ardenner" und "Rheindeutscher", als klassische Holzrückepferde. Auf dem Kopfschmuck prangte der rotgestreifte hessische Löwe. Kutscher Daniel Hoffmann aus Langenschwarz bei Fulda war das erste Mal dabei. "Freedom" stand auf dem T-Shirt eines amerikanischen Helfers. Die "Sennfos" hatten als lokale Unterstützergruppe gute Freunde aus Atlanta, Georgia, zum Mitstemmen eingeladen.
Auf dem Plan war dann handwerkliches Geschick gefragt. Der Wipfel wurde von den Planmädli bebändert und dann die kleine Fichte nebst Zierkrone am mächtigen Kieferstamm befestigt. "Ruck auf" hieß es beim Hochwuchten des 29 Meter hohen und 1,5 Tonnen schweren Stück Brauchtums. Erfahrene "Löchlesgugger" passten auf, dass der Stamm sicher in die Halterung flutschte, kräftige Burschen mühten sich in Kompaniestärke an den Stangen ab. Auch die Feuerwehrleute an den Absperrseilen kamen ins Schwitzen, inklusive eines fränkisch-syrischen Ehrenamtlers, der ursprünglich aus Aleppo stammt. Über dem Kirchturm kreiste ein Segelflieger, am Platz spielten die Schlapperflicker. Gegen 18 Uhr stand das Ungetüm fest und sicher, die DJS-Kapelle übernahm.
Tanzfläche gereinigt
Am Sonntag folgte der ökumenische Gottesdienst der Ortsgeistlichen mit Posaunenchor. Bürgermeister Oliver Schulze erinnerte daran, dass in diesem Jahr der Trachtenverein rund um Chef Maximilian Eichhorn 75 Jahre die Kirchweih ausrichtet. Die Trachtler wiederum begrüßten als Ausrichterverein eine ganze Reihe Verbandsprominenz. Moritz Köhler rief als Sprecher der Planpaare sein "Vivat": Zu den Ehrengästen zählten Landrat Florian Töpper, Paul Knoblach, MdL und manch Politprominenz aus der Nachbarschaft, die sich am Rathausfenster zeigte.
Die Burschen reinigten beim Reigen mit den kleinen Dorfmädli symbolisch die Tanzfläche, genannt "Gänsdreckli aushätschn". Dann drehten die Planpaare ihre Runden, gefolgt von den Besuchern. Nach dem Kirchweihmontag ist nicht Schluss: Am Sonntagnachmittag, 8.September, folgt die Nachkirchweih, am Mittwoch, 04.09., ab 15 Uhr das 25. Grenzsteinfest zwischen Sennfeld und Gochsheim.